14.04.2022 - Die Auferstehung des Football-Jesus
... Die höchste Bekanntheit erlangte der Sohn eines afroamerikanischen Vaters, der immer wieder mit Diskriminierungen und rassistischen Schmähungen konfrontiert war, jedoch 2016, als er sich zur Nationalhymne nicht erhob, sondern niederkniete, um gegen Rassismus und Polizeigewalt gegen Schwarze zu protestieren. Diese Geste erregte großes Aufsehen, wurde sehr kontrovers diskutiert und immer mehr Sportler*innen schlossen sich der Aktion an.
Nach dieser Saison erhielt Kaepernick keinen neuen Vertrag mehr, seine Profikarriere war beendet. Dafür wählte ihn ein Sportartikelhersteller zum Testimonial seiner Werbekampagne. Das Sujet zeigte das Gesicht des Sportlers in Nahaufnahme und in Schwarzweiß, ein Motiv, das an klassische Jesus-Darstellungen aus der Kunstgeschichte erinnert, verbunden mit dem Satz: „Believe in something. Even if it means sacrificing everything.“ – „Glaube an etwas. Selbst, wenn es bedeutet, alles zu opfern.“
Eine solche Parallele mag vielleicht manchem als Blasphemie erscheinen. Doch gerade an diesen Tagen, an denen wir das Leiden und Sterben Jesu Christi betrachten und seine Auferstehung feiern, wird uns deutlich vor Augen gestellt, was Menschsein in seiner äußersten Konsequenz bedeutet. Wenn wir Ostern nicht bloß als nettes Brauchtum feiern, sondern uns vom Schicksal dieses Menschen berühren lassen, der dem Weg der Liebe, der Wahrhaftigkeit, des gewaltlosen Eintretens für Ausgegrenzte, der heilsamen Zuwendung zu den verletzten Seelen treu bleiben konnte bis zur Hingabe seines Lebens, weil er sich gehalten wusste von einem Gott, der durch alles Leid, alle Gewalt, ja selbst den Tod hindurchträgt zu einem neuen, größeren Leben, dann werden wir selbst zu anderen Menschen. Das Beispiel Jesu inspiriert dazu, es ihm gleich zu tun. Es stärkt unseren Glauben daran, dass es sich lohnt, für seine Überzeugungen einzustehen, sich für Gerechtigkeit einzusetzen und an eine Veränderung zum Guten zu glauben, selbst wenn es mit momentanen Nachteilen verbunden ist.
Colin Kaepernick bringt sich nun mittels eines Trainings-Videos selbst für ein Comeback ins Spiel. Möge ihm diese „Auferstehung“ als Spieler gelingen! Just do it!
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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