Himmelfahrt im Stephansdom
Dennoch wurde unter dem Eindruck dieser Katastrophe, in die eine menschenverachtende Ideologie zwangsläufig münden musste, die Idee geboren, einen christlichen Sportverband zu gründen. Es galt, auf den Trümmern, die der Krieg nicht nur materiell, sondern auch in den Seelen der Menschen und im sozialen Gefüge zurückgelassen hatte, eine neue Gesellschaft aufzubauen.
Die Gründerväter der „Österreichischen Turn- und Sport-Union“ erkannten die Möglichkeiten, die der Sport in dieser entbehrungsreichen Zeit nicht nur zur körperlichen Ertüchtigung der Jugend bot, sondern auch, um geistige und spirituelle Werte zu vermitteln. Und das ist bis heute so geblieben. Der Leitsatz „Wir bewegen Menschen“ – das betonte der aktuelle SPORTUNION-Präsident Peter McDonald – beziehe sich nicht nur auf die körperliche Bewegung, sondern meine den ganzen Menschen in all seinen Dimensionen, im Einklang von Körper, Geist und Seele sowie als soziales, gemeinschaftliches Wesen. Und das geschehe heute – als Verband mit über 700.000 Mitgliedern in fast 5.000 Vereinen – „mit mehr Möglichkeiten, mehr Innovation und mehr Zusammenhalt als je zuvor.”
Atemberaubend wurde die Verbindung von Sport und Spiritualität während des Festgottesdienstes mit einer Aerial-Silk-Performance veranschaulicht. Zwei Athletinnen dieser spektakulären Sportart schwangen sich an zwei 30 Meter langen Tüchern, die vom Gewölbe des Doms herabhingen, in schindelerregende Höhen und ließen die Mitfeiernden staunend nach oben blicken. Die akrobatische Darbietung in dem altehrwürdigen Gotteshaus vermittelte nicht nur Eleganz und Schwerelosigkeit, sondern auch eine wahrlich mystische Erfahrung. Gerade in dieser Zeit zwischen Ostern, dem Fest der Auferstehung, und Christi Himmelfahrt wurde eindrucksvoll erlebbar, was österliches Leben ausmacht.
Ein Leben, das geprägt ist von Auferstehung und Himmelfahrt, bekommt etwas Leichtes, die Schwerkraft Überwindendes, Emporstrebendes und Tänzerisches. Wenn es wahr ist, dass Jesus aus dem Grab aufgestanden ist und sich in den Himmel, in das Leben in der vollen Gemeinschaft mit Gott, emporgeschwungen hat, was kann uns dann festhalten, niederdrücken und Angst machen? Es macht Mut, den Sprung in die Ungewissheit des Lebens zu wagen – selbst wenn es, wie vor 80 Jahren, in Trümmern liegt – in dem festen Vertrauen, gehalten zu sein und in die Höhe zu streben.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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