Er genießt, wo andere leiden
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Der Edelsbacher ist seit einem Motorradunfall vor 18 Jahren querschnittgelähmt. Seither sind für ihn ganz alltägliche Verrichtungen, über die andere keinen Gedanken verlieren, zu enormen Herausforderungen geworden und kleine Hindernisse, die Unversehrte gar nicht wahrnehmen, zu schwer überwindbaren Barrieren.
Frühwirth hat sich nicht seinem Schicksal ergeben oder in die Rolle eines bemitleidenswerten, hilfsbedürftigen Opfers gefügt. Er hat im Sport, dem schon vor dem Unfall seine große Leidenschaft galt, den Weg gefunden, auch mit seiner Beeinträchtigung seine Träume zu leben. Die Motocross-Maschine tauschte er gegen Rennrollstuhl und Handbike, die PS ersetzte er durch Muskelkraft. Er sagt: „Meine Träume haben sich verschoben, aber sie liegen noch immer an der Grenze des Machbaren.“ Und diese Grenze auszuloten, sie weiter hinauszuschieben und momenthaft zu überschreiten, ist für Thomas Frühwirth ein starker Antrieb, sich auf das Abenteuer Leben einzulassen. Dabei wird er sich selbst zur Frage und findet in der Begegnung mit sich und der wunderbaren Schöpfung auch zu Gott. So meint „Tiggertom“, wie sich der Triathlet in Anlehnung auf die immer gut gelaunte und unternehmungslustige Figur aus den „Winnie Puuh“-Kinderbüchern nennt: „Ich würde das theoretische Geschenk, wieder gehen zu können, sehr gerne annehmen. Ich habe nur keine Lust, im Wohnzimmer darauf zu warten.“
Für die meisten von uns wäre allein der Gedanke an die Strapazen eines Triathlons ein Horror. Und das, obwohl wir dafür unsere eigenen Beine benützen könnten. Die Erfahrung, dass dies nicht selbstverständlich ist, dass es ein Geschenk ist, sich bewegen zu können, dass es große Anstrengungen und viel Willenskraft braucht, um ohne Beine voranzukommen, kann – wie es Thomas Frühwirth zeigt – dazu führen, dass jede Gelegenheit zur Bewegung, und sei sie noch so extrem und herausfordernd, zum Genuss wird. Ein Anstoß für uns alle, mit Dankbarkeit, Achtsamkeit und Lebensfreude in jeden Tag hineinzugehen.
Übrigens: „Tiggertom“ Thomas Frühwirth wird an der Steirischen Sportwallfahrt am 26. Juni im Raiffeisen-Sportpark in Graz teilnehmen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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