Ist der Weg zum Himmel ein Wettlauf?
Auch in die Freizeitgestaltung hat das Leistungsdenken Einzug gehalten. Wenn man einen persönlichen Rekord schafft, seine eigene Bestmarke übertrifft, Grenzen überschreitet und in neue Dimensionen vordringt, dann ist das Unternehmen erfolgreich und man ist zufrieden. Ein wesentlicher Punkt dabei ist natürlich auch, dass man sich selbst besser kennenlernt.
Mit großen Anstrengungen und viel Mühe scheint auch der Weg ins Reich Gottes gepflastert zu sein. So gibt es jedenfalls Jesus einem zu verstehen, der besorgt nachfragt, ob es denn nur wenige sind, die gerettet werden: „Bemüht euch mit allen Kräften, durch die enge Tür zu gelangen.“ (Lk 13,24) Wir sollen all unsere Kräfte mobilisieren und unser ganzes Potenzial ausschöpfen, sonst bleiben wir ausgesperrt. Das klingt sehr hart und unbarmherzig. Sind etwa die Plätze im Himmel limitiert wie die Startplätze bei Olympischen Spielen? Finden nur die Besten und Schnellsten dort Einlass? Ist unser irdisches Leben gar ein Wettlauf um den ewigen Lohn?
Wenn es ein Wettkampf ist, dann jedoch einer, der anderen Spielregeln folgt als es bei sportlichen Bewerben der Fall ist. Jesus sagt, dass die Letzten die Ersten sein werden. Unsere Gegner sind dabei nicht die anderen Menschen. Was wir besiegen müssen, das sind die Widerstandskräfte in uns selbst, unsere eigene Trägheit, unsere Nachlässigkeit im Voranschreiten auf dem Weg, der uns Gott näher bringt. Meistens sind es ja wir selbst, die die Tür zu einem himmlischen Leben eng machen durch unsere eigenen Ansprüche und unseren Perfektionismus. Vor Gott müssen wir bestimmt keine Top-Leistungen vorweisen, sondern viel eher die Bereitschaft aufbringen, uns verwandeln und heilen zu lassen, um unseren Egoismus abzulegen und zu wachsen in der Nächstenliebe. Gefragt ist unser volles Potenzial an Menschlichkeit. Die enge Tür zum Himmel wird weiter, wenn ich sie anderen aufhalte.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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