David und Goliat
Der Pokalsieger des Fürstentums Liechtenstein und aktuell Vorletzte in der zweiten Schweizer Fußballliga nahm mit dem Sieg gegen Rapid Wien völlig überraschend bereits die dritte Hürde zur Qualifikation für einen europäischen Bewerb und darf nun in der Gruppenphase der Conference League antreten. Und das nicht glücklich, sondern hochverdient, wie von den Kommentatoren einhellig betont wurde.
Solche Überraschungen tragen ganz besonders zur Faszination des Fußballs und des Sports generell bei. Sie zeigen, dass man Erfolg nicht kaufen kann, und halten in Erinnerung, dass auch im Millionengeschäft des Profisports Wille und Herz, Mut und Leidenschaft über individuelles Können und hochprofessionelle Vorbereitung siegen können. Der Glaube – an sich selbst und an das Erreichen des scheinbar Unmöglichen – kann tatsächlich Berge versetzen. Das erleben wir als etwas Beglückendes.
Nicht umsonst wird in solchen Fällen gerne der biblische Vergleich mit dem Kampf Davids gegen Goliat verwendet. Diese Geschichte ist der Grundmythos für die Erfahrung, dass Gott das Kleine und Schwache erwählt hat, um das Starke und Mächtige dieser Welt – so drückt es der Apostel Paulus aus (vgl. 1 Kor 1,27) – zuschanden zu machen. Der riesenhafte und schwer bewaffnete Goliat tritt siegessicher und überheblich vor David hin, welcher ohne Rüstung und allein mit dem Vertrauen, dass Gott ihn rettet, vor ihm steht. Und nicht der Starke, sondern wer mit hehren Absichten, mit Mut und Vertrauen für eine gute Sache, für den Schutz der Bedrohten und für die Menschlichkeit eintritt, trägt schließlich den Sieg davon.
In der Realität ist freilich – nicht nur im Sport, sondern auch auf anderen Gebieten – der Sieg des David eher die Ausnahme. Aber solche Ereignisse sind Lichtblicke, die Hoffnung geben und Mut machen.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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