Lieber Fußballfeste als Hochrisikospiele
Fast zeitgleich hat die Grazer Polizei bekanntgegeben, dass sie für die drei „Hochrisikospiele“, die der Stadt im Oktober ins Haus stehen, zwei Wasserwerfer angefordert hat. Die gepanzerten LKW sehen aus wie Kriegsgerät und wirken angsteinflößend.
Ich kann natürlich nicht beurteilen, welche polizeiliche Einsatzstrategie die optimale ist und am besten zur Beruhigung und Deeskalation beiträgt. Ich finde es aber schade, dass ein Besuch im Stadion bei gewissen Spielen nicht ohne ein mulmiges Gefühl möglich ist. Und viele fragen sich, ob es dafür steht, eine Veranstaltung zu besuchen, die nur unter einem massiven Aufgebot an Sicherheitskräften durchgeführt werden kann. Gerade solche Spiele – wie in diesem Fall gegen europäische Spitzenmannschaften oder ein Stadtderby, das erstmals seit vielen Jahren wieder zustande kommt – sollten doch Fußballfeste und ein besonderer Genuss sein, keine Hochrisikoveranstaltungen, bei denen man mit Aggression, Gehässigkeit und Ausschreitungen konfrontiert ist. Mit positiven Emotionen lässt sich die eigene Mannschaft doch viel wirkungsvoller unterstützen.
Ich würde mir wünschen, dass die Akteure im Fußball – Spieler, Trainer und Funktionäre – sich in diesem Sinne noch deutlicher positionieren und Vereine unmissverständlicher signalisieren, dass gewaltbereite Gruppen oder Personen unter ihren Anhängern nicht erwünscht und geduldet sind. Dass Spieler vor dem Anpfiff ein Plädoyer für Respekt und gegen Rassismus, Sexismus und andere Diskriminierungen sowie jede Form von Gewalt verlesen, ist ein schönes und wichtiges Zeichen. Es darf aber nicht bei einem Lippenbekenntnis bleiben, sondern muss das Handeln durchdringen und auf die gesamte Community im Stadion ausstrahlen. Was ich mir wünsche, ist eine Atmosphäre, die so ist, dass auch Familien und Kinder mit einem guten Gefühl ein Spiel besuchen können und das Prickeln, Hoffen und Bangen sich auf das sportliche Geschehen auf dem Spielfeld beschränkt.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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