Folge deinem Herzen!
Er lädt ein zu einer persönlichen Standortbestimmung: Was sind meine Ziele, meine Wünsche, Träume und Sehnsüchte? Was habe ich im vergangenen Jahr davon verwirklichen können und worin bin ich hinter meinen Vorstellungen zurückgeblieben oder habe mich gar von ihnen entfernt? Was hat mir geholfen, der Mensch zu werden, der ich gerne sein möchte, und was hat mich daran gehindert? Wo brauche ich eine Kurskorrektur?
Im Sport liefert im Grunde jeder einzelne Wettbewerb eine solche Standortbestimmung und zeigt auf, ob ein Verbesserungsbedarf besteht. Doch natürlich ist auch für eine Athletin oder einen Athleten der sportliche Erfolg nur ein Parameter für ein glückendes Leben. Dabei spielen auch andere Faktoren eine entscheidende Rolle. Im vergangenen Jahr haben einige überraschende Rücktritte aus dem Spitzensport für Aufsehen gesorgt, etwa jener der australischen Tennisspielerin Ash Barty, des Fußballers Martin Hinteregger oder zuletzt des Schifahrers Matthias Mayer. Umgekehrt hat jüngst die österreichische Schispringerin Eva Pinkelnig mit ihrem eindrucksvollen Sieg bei der Silvester-Tournee aufgezeigt, dass es lohnend sein kann, nicht aufzugeben und sich auch nach schweren Schicksalsschlägen zurückzukämpfen. Vor zwei Jahren musste sie nach einem schweren Sturz notoperiert werden und viele hatten die Vorarlbergerin bereits abgeschrieben. „Vielleicht macht es ein paar Menschen Mut. Wenn man seinem Herzen folgt und Schritt für Schritt setzt, werden Träume wahr“, sagte die 34-Jährige nach ihrem Sieg in Ljubno.
Damit bringt es Pinkelnig treffend auf den Punkt, worauf es letztlich ankommt: Die Antwort auf die Frage, ob es Zeit ist, etwas zu beenden, weiterzumachen oder etwas ganz Neues zu beginnen, finden wir allein in uns selbst. Entscheidend ist es, unserem Herzen zu folgen. Bereits im dritten Jahrhundert vor Christus sagte der Weisheitsdichter Kohelet: „Alles hat seine Stunde. Für jedes Geschehen unter dem Himmel gibt es eine bestimmte Zeit: eine Zeit zum Gebären und eine Zeit zum Sterben, eine Zeit zum Pflanzen und eine Zeit zum Ausreißen der Pflanzen, … eine Zeit zum Umarmen und eine Zeit, die Umarmung zu lösen, eine Zeit zum Suchen und eine Zeit zum Verlieren, eine Zeit zum Behalten und eine Zeit zum Wegwerfen …“ (Koh 3,1-6) Die Weisheit liegt darin, zu erkennen, was für mich selbst in der gegenwärtigen Stunde angesagt ist.
Alfred Jokesch, Sportseelsorger DSG Steiermark
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